Rotglut - Kriminalroman by Gmeiner-Verlag

Rotglut - Kriminalroman by Gmeiner-Verlag

Autor:Gmeiner-Verlag
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Gmeiner-Verlag
veröffentlicht: 2013-06-12T04:00:00+00:00


Rosenberg hat eine unruhige Nacht hinter sich. An Einschlafen ist nicht zu denken gewesen, zu sehr schmerzte sein Kopf, bestimmt hat er eine Gehirnerschütterung. Permanent bewegt er Hände und Füße in drehenden Bewegungen, damit sie nicht wieder einschlafen, und auch in der Hoffnung, die Fesseln zu lockern. Wenigstens hat sich sein Knie wieder beruhigt.

Kurz fällt er dann doch in einen nervösen Schlaf, die Erschöpfung ist zu groß. Er träumt, dass er nackt auf einen Stuhl gefesselt ist und dass er, wie bei einem Elfmeter, permanent mit einem Fußball beschossen und traktiert wird. Als er sich lauthals über diese Behandlung beschweren will, kommt nur ein leises Wimmern über seine Lippen. Rosenberg erwacht.

Wieder verspürt er einen geradezu unmenschlichen Durst und nun meldet sich auch seine Blase. Unruhig rutscht er auf dem Stuhl, soweit wie es ihm möglich ist, hin und her und kneift die Oberschenkel zusammen.

›Mein Gott, lass die Entführer gleich auftauchen. Ich mach mir sonst in die Hose.‹ Für Rosenberg eine noch quälendere Vorstellung, als nichts zu trinken zu bekommen.

Sein Zeitgefühl hat er komplett verloren, weiß nicht, ob es Tag oder Nacht ist. Endlich hört er die erlösenden Schritte, die Tür wird wieder aufgesperrt, aufgeschoben.

»Ich muss dringend auf die Toilette, bitte binden Sie mich los. Ich mach Ihnen auch keine Scherereien«, krächzt er.

Er erhält keine Antwort, aber jemand macht sich an seinen Füßen zu schaffen, bindet ihn los und zieht ihn unsanft vom Stuhl. Rosenberg verliert fast das Gleichgewicht, denn seine Beine wollen ihm kaum gehorchen. Unsicher macht er einen Schritt, einen zweiten, dann wird er gestoppt. Jemand nestelt an seinen Handfesseln. Es dauert etwas, dann fühlen sich seine Hände befreit an. Instinktiv will er sich an den Kopf fassen, doch sofort lässt er die Arme wieder sinken. Zu groß ist seine Angst, dass er wieder geschlagen wird.

»Halt, alter Mann, nicht weiter. Hör zu, ich führe dich jetzt zum Klo, der Sack bleibt über dem Kopf, versuch erst gar nicht, ihn dir runterzureißen. Dann machst du ganz langsam deine Hose auf und setzt dich aufs Klo, hast du verstanden? Du setzt dich hin. Ich habe keine Lust, dir noch dein Ding zu halten. Also los jetzt.«

Rosenberg spürt, dass er rot wird. Er wird am Arm gefasst, wohl Richtung Tür geführt, denn er stolpert über einen niedrigen Absatz. Es wird kühler, vielleicht ein Flur. Nur ein paar Schritte, dann halten sie an. Eine Tür wird geöffnet, es riecht nach einer Mischung aus Chlor und Lavendel.

»So, rein mit dir, und keine Dummheiten, ich bleibe neben dir stehen.«

Rosenberg wird gedreht und geschoben, bis seine Kniekehlen an den Toilettenrand stoßen.

Er öffnet seine Hose, zieht sie bis auf die Knöchel, setzt sich zögernd. Nie im Leben hat er einen peinlicheren Moment erlebt als jetzt, wo er vor einem Fremden mit heruntergelassener Hose auf dem Klo sitzt, um Wasser zu lassen. Mehr ist nicht möglich, das kann er einfach nicht.

Als er fertig ist, tasten seine Hände nach Toilettenpapier.

»Das brauchst du nicht, aufstehen, Hose hoch und zurück, zack, zack.«

In seinem Gefängnisraum wird er wieder auf seinen Stuhl gesetzt, die Füße erneut eng zusammengebunden, die Hände hinter dem Rücken wieder gefesselt.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.